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Drei Künstler, drei Künste, drei Welten

Freitag, 15. Mai 2010
Künstlerische Einführung zur Vernissage

von Anna Eichhorn

Drei Künstler, drei Künste, drei Welten

Der Titel der Ausstellung will sagen, Sie sehen heute die Arbeiten dreier unterschiedlicher Künstler. Dreier unterschiedlicher künstlerischer Wege und persönlicher Weltsichten.
Wichtig bei dieser Ausstellung ist aber auch, dass es ein Zusammentreffen dreier Freunde ist, die ihre Arbeiten ganz bewusst  zusammenbringen. Denn neben ihrer persönlichen Freundschaft verbindet sie auch das Interesse für die Arbeit des anderen. Und dadurch erst kam diese Ausstellung zustande.

Bevor Sie sich ihr also mit aller Aufmerksamkeit widmen, möchte ich Ihnen zu jenen 3 Welten etwas mit auf den Weg geben. 

Sie sehen heute eine Auswahl von Portraits von Aliona Dergiliova, sowie vor allem eine Reihe ihrer Moskaubilder. Diejenigen von Ihnen, die diese Stadt kennen, werden ihre vielen kleinen Eigenheiten in den Bildern wiederfinden. Ihre Pfützen, ihre schneebepackten Bordsteine und das kleine Fenster im Fenster, das die Frühlingsluft ins Zimmer lässt. 
Mit viel Aufmerksamkeit und Sympathie beobachtet die Künstlerin ihre Häuser. Wartet das Wetter ab, bei dem sich das eine oder andere Haus am wohlsten zu fühlen scheint. Und beobachtet die Menschen, die daran vorbeischlendern. 
Es entstehen so regelrechte Portraits von Häusern. Mit ihren kleinen und großen Rissen. Charakterbilder einer Stadt. 

In einer anderen künstlerischen Welt bewegt sich der Künstler Grigorij Sokolov, von dem Sie heute eine Auswahl von Holzskulpturen sehen werden. 
Und eigentlich muss ich mich hier verbessern, denn: „Ich bin kein Bildhauer“, meint der Künstler, „darum sind dies auch keine Skulpturen. Es sind Gestalten aus Holz. Stehende und sitzende Gestalten.“
Ein kleiner Junge meinte einmal zu ihm, bei einer der sitzenden Figuren handle es sich aber ganz sicher um eine Blume. Und warum eigentlich nicht, räumte der Künstler ein. Es könnte schließlich wirklich auch eine Blume sein. Eigentlich könnte es alles sein.  
Und das Holz übernimmt bei alledem seine ganz eigene Rolle. Es bleibt wie es ist. Seine Maserung verharrt ungeschliffen und Spuren des Schnitzwerkzeugs zeigen den Weg, auf dem die Gestalt im Holz gefunden wurde. 

Die Welt von Roman Eichhorn ist ebenfalls bevölkert von Gestalten. Die – wie er meint – von selbst dort erscheinen. 
Die Damen aus der Serie „Mythische Salons“ verkehren hier in Violett, Weiss und Schwarz. Gedankenverloren verweilen sie in aller Erhabenheit. 
Das 9-teilige Bild „Mein Atelier im Kunsthaus“ lässt Sie gewissermaßen aus der Sicht des Malers sehen. Sie befinden sich in seinem Atelier, umgeben von Farben, Bewegungen, Gesprächen und blauen Vögeln. Aus einem der Fenster sehen Sie hinaus auf Wiesbaden, den Tempel auf dem Neroberg und die Marktkirche. Und dort auf dem Marktplatz erscheinen sie wieder, jene Gestalten und flanieren in eleganten Kleidern zum Brunnen. Oder rennen doch in wildem Reigen um ihn herum. Gedanken, Geschöpfe und Farben vieler anderer Werke treffen sich auf dem friesartigen Bild wieder. Der Geist des Ateliers lebt in seinen Werken. 

Drei Künstler, drei Künste, drei Welten. Jeder hat seine Art zu sehen und auch wenn man dasselbe ausdrücken will, wird es immer anders sein. Doch darum geht es vielleicht auch gar nicht. Es sind drei unterschiedliche Welten, die durch diese drei Menschen aber verbunden werden.